Tradition des <<Schneelandes>>
Lu Jong ist ein kostbarer Schatz der Tibeter. Es wird bis heute von Meister zu Schüler mündlich überliefert und entstand vor etwa achttausend Jahren.
Tibet hat schon immer viele großartige Schamanen, Magier, Seher und erleuchtete Meister hervorgebracht. Es wird auch Gangjong <<Schneeland>> in Tibet genannt. In Tibet gibt es unzählige Schneeberge, darunter viele, die über achttausend Meter hoch sind. Im Durchschnitt liegt Tibet auf einer Höhe von viertausend Metern. Auf seinen 2,5 Millionen Quadratkilometern leben etwa sechs Millionen Menschen.
Die hohen Schneeberge des Himalaja markieren Tiebets Grenzen zu Nachbarländern wie Indien, China und Afghanistan. Von diesen Ländern haben die Tibeter in der Vergangenheit viel gelernt. Aus Indien kam zum Beispiel im 7. Jahrhundert der Buddha.
Bön- Überlieferung
Die ältesten Texte Tibets heißen Bön. Bön bedeutet <<Existenz>> und umfasst alles: die Natur, das Leben und den Geist. Seit es Menschen gibt, die im Schneeland leben, spielt Bön eine Rolle.
Von Anfang an benötigten die Menschen Kenntnisse über die Naturkräfte, das Berechnen der Jahreszeiten, das Wissen über die Kräuter und darüber, wie man Menschen heilt. Dieses Bön hat verschiedene Aspekte, beispielsweise das Menböm (Bön der Medizin), das Zibön (Bön der Astrologie), das Thubön (Bön der Schwarzmagie). Die höheren Bön befassen mit Mystik und Meditation. Die Krone der Bön-Lehre wird <<Dzogchen>> genannt, <<Große Vollkommenheit>>. Zu dieser mystischen Lehre gehören die ersten fünf Lu Jong-Übungen.
Der Buddha Bonton Shenrab, der vor achttausend Jahren am Berg, lebte, war der Verkünder der Dzogchen-Lehre. Die Gegend um den Berg gehört zum mächtigen Shangshung-Reich, dem größten aller Königreiche Tibets, dessen Grenzen weit bis nach Afghanistan, Indien, Pakistan und Nepal hi8neinreichten.
Bonton Shenrab lebte und wirkte in Shangshung. Seine Lebensgeschichte ist vergleichbar mit der des historischen Buddha Shakyammuni, der vor zweitausendjünfhundert Jahren in Indien geboren wurde. Bonton Shenrab wird <<der Verkünder>> genannt und gilt als der höchste Meister des Böm. Er brachte ein System in die Lehre, indem er die vorhandenen Kenntnisse zusammenfasste; so entstand das Yungtrung-Bön, das so genannte <<Haken-kreuz-Böm>>